Presse-Legge-05-12-2011 - Verlag-Blaues-Schloss

Direkt zum Seiteninhalt

Pressestimmen


Geburtstagssoirée
Ständchen für den Vorsitzenden
    
Ludwig   Legge, seit 39 Jahren Vorsitzender der Neuen  Literarischen Gesellschaft   (NLG), wurde am Montag 75 Jahre alt. 80  Gäste kamen am Sonntagabend zu   der Geburtstagssoirée, die die NLG im  Café Vetter veranstaltete.

Im Kreise von Freunden und Weggefährten: Tenor Theo  Hoffmeyer (oben von links), Pianistin Roswitha Aulenkamp, Ludwig Legge,  Verleger Karl Heinz Symon, Professor Horst Schwebel, Dr. Justus Noll,  Sopranistin Naomi Menkhaus und Legges Bruder
Dr. Wilhelm Ziehr.
© Manfred Schubert

    

Viel Musik, literarische Texte und Lyrik, insbesondere vom  Jubilar selbst geschriebene, standen im Mittelpunkt des fast  dreistündigen Programms. Höhepunkt war dabei sicherlich die Verbindung  von beidem in Form einer Uraufführung. Dr. Justus Noll, langjähriger  Freund und Weggefährte, hat fünf jüngere Gedichte Ludwig Legges vertont  und zu einem Nachtstück unter dem Titel „Notturno, blau“  zusammengeschlossen. Beginnend am Nachmittag, beschreiben sie das  Fortschreiten der Nacht.
    
„Ich verwende Jazzharmonik, obwohl es kein Jazz ist, im letzten  Teil werden sie sich an Bach erinnert fühlen“, stimmte Noll die Hörer  auf die Komposition ein, die von einem kleinen Ensemble unter Leitung  von Reinhart Pohl aufgeführt wurde. Noll selbst spielte Klarinette und  Bassklarinette, Naomi Menkhaus verlieh den Versen mit ihrem  glockenhellen Sopran intensiven Ausdruck.
    
Das Publikum applaudierte lange beeindruckt und Legge war  sichtlich angetan von der, wie er fand, „gelungenen und sicher nicht  einfachen Umsetzung seiner Lyrik“. Er hatte zuvor einige dieser Stücke  aus seinen soeben erschienen dritten Gedichtband „Chimären in der  Warteschleife“ gelesen und erläutert, dass mit Chimären Dinge gemeint  seien, die wir tagsüber verdrängen und die uns nachts heimsuchen. Legge  dankte dem Gründer des neuen Marburger Verlages „Blaues Schloss“, Karl  Heinz Symon, für den Mut, als erstes seinen Lyrikband zu  veröffentlichen.
    
Den Abend eröffnet hatte als Laudator Professor Horst Schwebel,  der zwar meinte, nicht zu wissen, was es nach der „großartigen Würdigung  Legges in der OP“ noch viel zu sagen gebe, aber dann doch das  beeindruckende Wirken Legges in der NLG Revue passieren ließ. Etwa 1200  Autoren, deren Bedeutung sich oft erst im Nachhinein manifestierte, hat  Legge in dieser Zeit kennen gelernt. Beispielsweise Erich Loest, dessen  Biografie sich mit acht Lesungen im Café Vetter verbunden habe.
    
Vielen Gästen war nicht bewusst, dass es sich bei dem aus  Wilhelmshorst bei Potsdam angereisten Dr. Wilhelm Ziehr um den jüngeren  Bruder Legges (Künstlername) handelte, denn dies wurde nicht erwähnt.  Dr. Ziehr betrachtete Legges Gedichte aus dem 1971 erschienenen Band  „Untermorgen, übergestern“. Unter der Prämisse „Literatur ist Kunst und  Kunst bedeutete Allgegenwart“ versuchte er die Aktualität der damals  entstandenen Texte zu beleuchten. Sie „wirken noch modern im heutigen  literaturtheoretischen wie zeitgenössischen Sinn des Wortes“ und man  könne sie „mit Gewinn annehmen und mit Vergnügen in sich weiter  dichten“. Einen solchen „Selbstversuch als Geburtstagsgruß“ hatte Ziehr  im Rückgriff auf das Kapitel „Tagläufe“ unternommen und zahlreiche  Wortbildungen mit „Tag“ vorgenommen, die schließlich im „Leggetag“  kulminierten.
    
Weitere musikalische Beiträge vom Tango bis zu Klezmerstücken  kamen von Angelika Pierson (Flöte), Mascha Koller (Viola) und Justus  Noll (Klavier). Roswitha Aulenkamp begleitete den Tenor Theo Hoffmeyer  auf dem Klavier bei italienischen Arien und Kanzonen und improvisierte  auf Wunsch von Legge über „Lippenschweigen“ aus „Die Lustige Witwe“. Der  Gießener Schauspieler Rainer Domke trug Gedichte und Texte von  Gottfried Benn, Hans Magnus Enzensberger und Ernst Jünger sowie von  Ludwig Legge vor.
    
von Manfred Schubert
Oberhessische Presse, 5.12.2011


Zurück zum Seiteninhalt