Denn des Türken Heer ist eigentlich - Verlag-Blaues-Schloss

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Veranstaltungen 2018



"Denn des Türken Heer ist eigentlich der Teufel Heer."
Argumentation und Agitation in Luthers großen Türkenschriften

Benedikt Klein (Marburg)

 Religion am Mittwoch in der Religionskundliche Sammlung
am 02.05.2018



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Frau Prof. Dr. Edith Franke eröffnete den Vortrag zu Luthers großen Türkenschriften. Der Vortragsabend begann gewohnheitsmäßig mit einer themenbezogenen Führung in die Religionskundliche Sammlung.



Frau Konstanze Runge M. A. übernahm die themenbezogene Führung:

„Das ist immer ein netter Auftrag, wenn man weiß, es kommt ein spannender Vortrag am Abend, vorher in den Archiven des Hauses, in der Datenbank oder in der eigenen Erinnerung zu stöbern und etwas zum heutigen Thema des Abends passendes herauszusuchen. Und diesmal war es mit Martin Luther vorgegeben. Ich habe mich aber weniger auf die Türkenschriften als auf die Person von Martin Luther konzentriert. [...] In der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg  ist ein wunderbarer Reformationsaltar von Cranach dem Älteren aufgestellt, und wenn Sie auf diese Kopie hier schauen, dann erkennen Sie dieses Gemälde. Es handelt sich um eine Predella. Die Predella (von italienisch für Stufe, Tritt) ist in christlichen Kirchen ein meist hölzerner flacher Sockel auf der Altarmensa, der ein Retabel trägt.



Martin Luther steht hier in einem schwarzen, zugeknöpften Gewand mit ausgestrecktem Finger und zeigt auf das Zentrum dieses Bildes. Im Zentrum ist Jesus der Gekreuzigte zu sehen, und Martin Luther lenkt die ganze Aufmerksamkeit der Predigt auf Jesus Christus am Kreuz […].“

Frau Prof. Dr. Edith Franke: Einführung zum Vortrag:

„Manchmal haben wir fachbezogene Vorträge, dann wieder aus den unterschiedlichen Kontexten der Religionen selbst oder aus der Forschung. Aber dieses Mal, ich glaube es ist das erste Mal, aus der Germanistik und Mediävistik. Benedikt Klein (geb. 1980) hat in Marburg Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mediävistik studiert. Seit 2013 ist er wiss. Mitarbeiter am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters der Philipps-Universität Marburg.  Er hat dabei einen Schwerpunkt in der Lehre, das heißt er hat eine hohe Lehrverpflichtung und ist entsprechend in diesem Bereich sehr qualifiziert. […] Seine Forschung ist auf das bezogen, was er populär-kulturelle Mittelalterrezeption nennt. […] Er schaut sich an, wie in der Gegenwart Mittelalter rezipiert wird, vor allem in populären Medien wie Filmen oder auch Computerspielen.
Heute aber wird er ein anderes Thema vorstellen. Das geht darauf zurück, dass Prof. Streck, ehemaliger Professor für Ethnologie in Leipzig,  Herrn Klein angeregt hatte, anlässlich des Lutherjahres mal etwas Gegenläufiges zu forschen. Es geht um Luthers sogenannte große Türkenschriften und wir freuen uns darüber, nun etwas von einem Literaturwissenschaftler und Mediävisten zu hören.“




Benedikt Klein: „Vor allem im Unterricht mit Lehramtsstudierenden wird man für Aktualitätsbezüge historischer Themen weniger sensibilisiert als mit der Frage „Was geht mich das heute an?“ um Antworten  genötigt.“

„Dieses Zitat aus dem einflussreichen Werk ‚Orientalism‘ von Edward Said ist nicht nur poetisch, es beschreibt die europäische Perspektive auf den Islam auch als etwas Konstruiertes, vielleicht sogar als eine kulturkritische Metapher.




Wenn ich mir dann überlege, dass vor einigen Jahren Christian Wulff sagte, der Islam gehöre zu Deutschland, und welche Wellen das dann geschlagen hat, die kürzlich von Kurt Seehofer wieder aktualisiert wurden, dann kann man sich fragen warum im politischen Tagesgeschäft die Historizität des Themas keine Rolle spielt? Aus theologischer Perspektive zumindest scheint die historische Perspektive aufschlussreich – vor allem in Hinblick auf gegenwärtige Fragen.
Im Rahmen von aktuellen Debatten über Islam und Islamismus, über Populismus und  interreligiöse Toleranz, im Rahmen von Diskursen über Hate Speech und Fake News, kann die historische Perspektive zeigen, wie eng bereits in der Frühen Neuzeit Massenmedien und die damit verbundene Manipulation einer im weitesten Sinne öffentlichen Meinung mit Konstruktionen von (korporativer) Identität und Alterität zusammenhängen."







Vor diesem Hintergrund möchte Herr Klein sich Luthers Auseinandersetzung mit dem Islam annähern. Doch zunächst klärte er die Frage: Was eigentlich die Türkenschriften sind?

Den historischen Kontext bildet die osmanische Expansion vor allem vom 15. bis 17. Jahrhundert, die Zeit in der die Mehrheit der Türkenschriften publiziert wurde.

"Wenn man sich die osmanische Expansion anschaut, dann kann man sehen das die Kontakte mit dem Islam kriegerischer Natur waren oder Erfahrungen der militärischen Niederlage. Das gibt natürlich den Ton der Türkenschriften an.





 "Türkenschriften sind im Grunde eine Form der Bild- und Textpropaganda, die mittels des Buchdrucks unter der Bevölkerungsmasse verbreitet wurden."




Neben der Darstellung türkischer Sitten, die der eigenen (protestantischen) Profilbildung dient, konzentriert sich Luther vor allem auf eine eschatologische Ausdeutung der osmanischen Bedrohung, dies vor dem Hintergrund einer Konfessionspolemik, er bedient dabei den Topos vom Türken als Geißel Gottes.




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