Veranstaltungen 2019
Lesung in der Buchhandlung "Jakobi"
am Do., den 17. Oktober 2019
Marburg, am Steinweg 45
"Ich möchte Ihnen unseren Gast aus Georgien Dato Barbakadse vorstellen. Letztes Jahr war der Schwerpunkt der Buchmesse „Georgien“ und Dato Barbakadse gehörte auch zur offiziellen Delegation. Das zeigt, welchen Stellenwert er in Georgien hat.
Zudem ist soeben in den USA eine englische Übersetzung erschienen „Drei Jahrhunderte, drei Dichter“ und Dato Barbakadse ist für unser Jahrhundert ausgewählt.
Er arbeitet in seiner Lyrik, wie Sie bemerken werden, mit Umkehrung, Widersprüchen und vor allen Dingen auch mit Wiederholungen. Das wird Ihnen gleichermaßen vertraut wie fremdartig vorkommen. Obwohl seine Lyrik im europäischen Kontext steht, den er als Übersetzer und Philosoph, er ist Magister in Philosophie, genau kennt, greift Dato Barbakadse auf die heimische Überlieferung zurück. Er ist beeinflusst von klösterlichen Schriften, von den Litaneien der Mönche, was schwer übersetzt ist, aber sich klanglich vermittelt.
Die deutsche Romantik ist ihm ebenso vertraut wie die Denker der Orthodoxie. Dato Barbakadse ist vor allem eins: ein authentischer georgischer Dichter. Warum betone ich das? In Deutschland sind besonders georgische Schriftsteller verbreitet, die mehr den westlichen Standards angeglichen sind. Diesem Mainstream folgt Dato Barbakadse keinesfalls." Ludwig Legge, Neue Literarische Gesellschaft, Marburg.
Dato Barbakadse
"Ich komme aus Georgien, dass ich persönlich als „Schweinestall“ bezeichne. Warum sage ich das, obwohl ich mein Land sehr liebe? Ich habe auf der Zugfahrt nach Marburg erfahren, dass seit einem Jahr in unserem großen Stausee, der auch das Trinkwasser liefert, Abwasser eingeleitet wird. Das alles trinken wir seit einem Jahr. Und wenn die Leute etwas riechen, zum Beispiel beim Duschen, dann wird uns gesagt, wir seien verrückt. Aber wir wissen ganz genau, dass niemand dafür bestraft wird. So kann man sich vorstellen, woher ich komme. Aber ich liebe mein Land sehr, obwohl ich manchmal in Georgien ausgelacht werde und man sagt:'„Georgien ist meine Schwiegermutter und die echte Mutter ist Deutschland.'
Aber ein sentimentaler Dichter bin ich nicht. Wenn solche Sachen passieren, wie mit dem Wasser im Stausee, dann kann ich Georgien nicht als Paradies bezeichnen, sondern eben als Schweinestall. Ich bin ein Georgier seit vielen Generationen, und deshalb erlaube ich mir auch mein Land zu kritisieren, weil ich sehr in mein Land verliebt bin.
Ich werde jetzt Gedichte lesen, die ähnliche Probleme thematisieren, in einer Art philosophischen Lyrik, nicht im klassischen Sinn wie Rilke oder Hölderlin. Ich bin beeinflusst von den georgischen Kirchengesängen. Sie kennen sicherlich georgische Gesänge recht gut und wissen was sie bedeuten.